Archiv für den Monat März 2015

GROSSE WORTE

Große Worte, wie eine Fahne vor sich getragen,

bleiben unbestätigt beim Hinterfragen.

Luftgitarrenspiel mittels blumigen Schwalls

aus Wortgebilden bar jeden Widerhalls.

Welten gebaut mit beschwörendem Blick,

brach gutgläubig Glaubenden schon das Genick.

Manch großes Wort

ist der Wahrheit Mord.

©Petra Jähnke, 3/2015

Sonderlinge und Seltsamkeiten

Das Kreisen um sich selbst kann den Blick trüben auf Realitäten. Es kann die Selbst-Einschätzung der eigenen Ambitionen in völlig schrägem Licht erscheinen lassen und es kann von einer alles überstrahlenden, missionarischen Energie getrieben sein, die dem Umfeld erst recht spät auffällt. Eben weil die Außenwirkung den Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erhebt, weil diese Selbstüberschätzung anfangs sehr beeindruckend herüberkommen kann.

Mit plakativem Halbwissen unterlegt und großer Überzeugungskraft transportierte Selbstbeweihräucherung ist dann besonders fragwürdig, wenn der sie Ausübende sich selbst damit erheben möchte über die anderen.

Wenn er seine Lebensweise als Maxime predigt, seine Lebenslehren als einzig prägende ansieht, seinen Glauben als einzig richtigen aufdrängen will. Mit allem, was so ein sich selbst umkreisend Wissender fokussiert, ist unterschwellig immer die Absicht verbunden, bekehren zu wollen. Doch nichts, was so überdimensioniert und eingefärbt vom angeblichen Herzblut daherkommt,  wird auf lange Sicht unenttarnt bleiben.

Irgendwann fällt auf, dass dort ein eigentlich armer Mensch sich nur selbst therapiert, sich als Kompensation auf imaginäre Sockel stellt und im Grunde ein hilflos Suchender des letzten Strohhalms ist.

Kennst du auch so jemanden? Ich dachte es mir.

Hast du mit ihm reden, wirklich einen Gedankenaustausch führen können? Nein? Ich auch nicht.

Wir sollten deswegen nicht an uns zweifeln.

Unter diesem einen Himmel gibt es viel Raum für alle Sonderlinge und Seltsamkeiten.

Wir müssen ja nicht unsere Zeit mit  ihnen verbringen 🙂

 

Denk dran: Alles schwingt!

©Petra Jähnke, 3/2015

 

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Ich werde antworten!

 

Die Süße eines Tages

Später Nachmittag, anstehen im Supermarkt an der Kasse. Die Schlange ist mäßig lang, die Stimmung ebenso mäßig und der vorderste Kunde fingert ungeschickt in seinem Portemonnaie nach passendem Kleingeld.

Ich schaue mich ein wenig gelangweilt um und mein Blick bleibt bei den vorletzten Kunden in dieser Reihe. Sie fallen auf, oder besser ins Auge? Beide nicht mehr jung, aber auch noch nicht wirklich alt. Beide von kleiner Statur – er, sehr schmal, mit einem seltsam unter dem T-Shirt hervorragenden Bauch. Sie – nicht schmal, vielmehr ausgemergelt, das Gesicht voller Falten und Furchen, eingebrannt vom Leben, unruhige Augen.

Beide halten ihren Einkauf –  Er hat einen Beutel Kartoffeln und ein Brot im Arm, sie Margarine, 2 Sorten verschweißten Aufschnitt und… eine Tüte Hamburger Speck, diese lecker-fluffige Nascherei. ich denke sofort an meinen Papa, der es liebte, sich abends auf der Couch mit Hamburger Speck für den Tag zu belohnen und muss lächeln.

Dieses Lächeln vergeht mir blitzschnell, als ich die beiden beobachte, wie sie ihren kleinen Einkauf beschauen, leise miteinander flüstern, wie er mit einem sachten Kopfnicken auf die prachtvolle Tüte Süßigkeit hinweist und sie als Reaktion darauf noch ein wenig ausgemergelter aussieht und mit hängenden Schultern den Speck scheinbar zurücklegen will. Eine heiße Welle in mir macht sich auf den Weg zu meinem Kopf und … doch ehe ich überhaupt mein Gefühl deuten kann, das so kraftvoll auf sich aufmerksam macht, tritt er zu den beiden:

großgewachsen, tadelloser grauer Anzug, neben sich einen voll beladenen Einkaufswagen für eine Familie mit Kindern bestückt, wie man unschwer erkennen kann. Er legt der Frau, um ihren Weg zu stoppen, die Hand auf den mageren Unterarm und sagt zu den beiden:

„Dieser Euro-Schein in meiner Hand ist heute übrig. Es macht mich nicht traurig oder glücklich, ihn zu haben. Meine Familie hat jeden Tag genug zum Leben, zum Spielen, zum Naschen. Ich gebe Ihnen beiden diesen Schein, damit er das tun kann, wozu ich ihn nicht brauche: er soll Ihnen ein wenig davon geben –  von der Süße des Tages.“

Er lächelt, als er den Geldschein in die Hand der Frau mit dem Gesicht voller Falten und Furchen legt und dreht sich ab, murmelt etwas von ´vergessen´ und schiebt seinen Einkaufswagen wieder zurück zwischen die vollbeladenen Regale.

Das Paar, das nicht mehr jung ist, aber auch irgendwie noch nicht richtig alt, schaut sich ungläubig an. Sie reden leise miteinander und dann drehen sie sich um, um ebenfalls noch einmal zu den Regalen voller Überfluss zu gehen – sie gehen langsam, schauen sich immer wieder um, schütteln die Köpfe und … lächeln zaghaft.

Als sie verschwunden sind, schaue ich in die Richtung, die der Mann im grauen Anzug eingeschlagen hatte und sehe ihn, wie er vorsichtig um die Ecke des Kaffeeregals Ausschau hält nach dem Paar.

Er bemerkt, dass ich ihn sehe und er zwinkert mir strahlend zu…

© Petra Jähnke

 

Alles schwingt!

Petra

 

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Alles ist Veränderung – Alles fließt

So wenig das Jahr tagtäglich dasselbe Gesicht zeigt, so wenig sind wir eine unveränderliche Konstante. Wir ändern uns selbst, unsere Lebensumstände, unsere Überzeugungen (wenn wir flexibel und lernfähig genug sind!).

Du selbst veränderst dich in deinem Erscheinungsbild: in der Optik, in deinem Körperbau. Es setzen sich im Laufe der Jahre Pfunde oder aber du verlierst sie, beides manchmal ohne es zu wollen. Gesichtszüge prägen sich aus, Falten graben sich ein, die Mimik und die Gestik entwickeln sich parallel zu deinem Inneren. Die Haare werden grauer, dünner, der Haarschnitt tut das Übrige dazu. Alles in allem: Veränderung!

Die Menschen, die dir etwas bedeuten, begleiten deinen Lebensweg immer nur ein Teilstück lang. Deine Eltern und Verwandte werden irgendwann deinen Weg verlassen haben, ein Abschied nach dem anderen wird auf dich warten in deinen Lebensjahren.

Freunde gehen neben dir, manchmal sehr lange, manchmal nur eine kurze, aber intensive Zeit. Freunde aus Kindertagen, Freunde aus verschiedenen Lebensphasen, sie alle sind in dein Leben getreten, um es auch wieder zu verlassen. Vielleicht wirst auch du für jemanden derjenige sein, der „verlässt“.

Möglicherweise wird es dein Lebenspartner sein, evtl. war er es schon…? Und du stellst fest, dass alles im Wandel ist, nichts je von verlässlicher Beständigkeit war und sein wird.
Dein Beruf, auch er ist nichts Unumstößliches mehr in der heutigen Zeit, ebenso wenig wie dein Wohnort. Lange schon ist es Geschichte, dass Familienverbände mit mehreren Generationen vereint auf einem Hof oder Grundstück lebten. Dass die Alten versorgt waren, die Kinder stets einen Erwachsenen um sich hatten, der ihnen vertraut und in Liebe verbunden war.

Deine Sehnsüchte und Wünsche relativieren sich, weil sich deine Lebenserfahrungen als Realitäten vor sie stellen, wie um dir zu zeigen: Nicht alles kann und wird in diesem Leben erfüllbar sein.
„Loslassen“ ist die schwerste Lektion, aber auch die unvermeidlichste. Loslassen zu können heißt, einen Schritt zurück treten zu können. Sich zurück zu nehmen, die eigenen Ansprüche herunter zu schrauben, und zu lernen:

Nichts bleibt so, wie es war.
Deine Gesundheit ist ein flüchtiges Gut.
Nicht alle Träume vom Lebensglück sind für die Wirklichkeit bestimmt.
Nicht alles, was dein Herz sich wünscht, ist machbar ohne einen anderen zu verletzen.

Alles fließt, mein Freund. Nichts ist noch morgen so, wie heute war, meine Freundin.
Lass uns zusammensitzen und diese Minute genießen, diese Stunden festhalten im Inneren. Lass uns reden von allem, was war und was ist. Lass uns träumen von dem, was kommen mag.
Und lass uns leben – jede Sekunde, die wir hier sind – so wie wir sind, jetzt – heute.

 

Denn du weißt doch:
Alles schwingt!

Petra

 

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